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Von Takten und Rhythmen

Noten lesen und spielen lernen II

Die Schreibweise von Noten zu kennen und ebenso die gebräuchlichsten Noten­werte bestimmen zu können, beides gehört zwar mit zu den Grund­voraus­setzungen, um nach Noten spielen zu können oder um mit Hilfe einer DAW (Digital Audio Workstation) und virtuellen VST-Instrumenten erste kleine musi­kalische Werke zu arrangieren, doch allein Noten und Notenwerte lassen sich noch nicht interpretieren. Um einen Rhythmus zu erhalten, müssen Noten zunächst in ein Notensystem mit Taktangaben und Betonungen eingeordnet werden.


Übersicht › Noten:


Warum tiefer in die Welt der Noten einsteigen?

Noten von Liedern, die auf Grund ihres Alters bereits frei von Urheberrechten sind, lassen sich im Web reichlich finden und hören sich, von uns mit Hilfe einer DAW neu arrangiert, oftmals kaum schlechter an als neuzeitliche Songs. Größe­re Erfolge wird ein Einsteiger, der bisher noch kein echtes Instrument spielen kann, sicherlich nicht in absehbarer Zeit feiern können, doch um z.B. ein Video mit virtuellen Klän­gen unterlegen zu können, dafür dürfte es voll und ganz ge­nügen. Doch wie vor­gehen?
Betrachten wir uns zunächst die ersten vier Takte des Liedes "Alle Vögel sind schon da" und danach die Eingabe dieser Noten innerhalb einer Digital Audio Work­station. Allen DAWs, gleich ob kostenlos als Freeware erhältlich oder in höheren Preislagen angesiedelt, ist wohl gemeinsam, dass sie eine ähnliche Ansicht bieten, um Noten mit der Maus einzugeben. Nur leider genügt es nicht, nur die einzelnen Noten und Notenwerte zu kennen, denn um zu wissen, auf welcher Position diese wie lang eingezeichnet werden sollten, dazu müssen wir halt etwas tiefer in die Welt der Noten einsteigen.
Wer bereits über Erfahrungen verfügt, wird erkennen, dass diese ersten vier Takte zwar in C-Dur geschrieben wurden, bei der Notierung innerhalb der DAW jedoch ein Wechsel auf D-Dur erfolgte.

Notensystem
Notensystem mit Notenlinien, Violinenschlüssel, Taktangabe, Taktstrichen und Noten

Eingabe von Noten
Eingabe von Noten in MuLab, einer digitalen Audio Workstation von MuTools. [1]

So oder ähnlich könnten sich die ersten vier Takte je nach Wahl des virtuellen In­strumentes anhören:

Mit einigen zusätzlichen Spuren, die für weitere virtuelle Instrumente benötigt werden, könnte es sich bereits etwas mehr nach Musik anhören, wobei für die Fertigung eine DAW von Magix verwendet wurde. [2]

Ein Meisterwerk ist es zwar immer noch nicht, doch mit einer DAW bessere Musik zu fertigen ist erlernbar, ohne dass ein Einsteiger oder Gelegenheits­musiker gleich zum Profi wird. Doch ein Schritt nach dem anderen, wenden wir uns nach den Noten und Notenwerten dem Notensystem zu.

Notensystem und Notenschlüssel

Ein Notensystem, so wie wir es im Bereich der Musik kennen, besteht aus fünf waagerechten Linien. Die Noten werden auf den Linien oder zwischen den Noten­linien notiert. Genügen die Linien nicht, weil einige Noten höher oder tiefer platziert werden sollen, werden kurze Hilfslinien benutzt. Wie bereits unter "Noten und Notenwerte" vermerkt wurde, wird bei allen Noten mit Hals dieser Hals unter­halb der dritten Notenlinie nach oben verweisend rechtsseitig angesetzt und ab der dritten Linie nach unten hängend linksseitig.
Wo eine Note nun letztendlich im Notensystem notiert wird, hängt von der Tonart, Tonstufe und Tonhöhe ab, doch dabei wird es schon beinahe wissen­schaftlich. Von den drei Begriffen ist für den Einsteiger oder Gelegen­heits­mu­siker fürs Erste nur die Tonart wichtig. Dass eine weiter unten notierte Note tiefer klingt als eine weiter oben stehende, dürfte er oder sie innerhalb weniger Sekunden selbst herausgefunden haben. Anders sieht es mit der Tonart aus, da in diesem Zusammenhang nicht nur zwischen den Tongeschlechtern Dur und Moll unterschieden wird, sondern nicht minder über die Position des Grund­tons entsprechend der verwendeten Tonleiter.

Um beim Notensystem zu bleiben, eine Notierung beginnt mit einem Noten­schlüssel, wobei der Violinschlüssel am häufigsten anzutreffen ist, dicht gefolgt vom Bassschlüssel. Nebenher gibt es noch einen Alt- oder Bratschenschlüssel sowie einen Tenorschlüssel, doch diese beiden sind seltener anzutreffen.

Image Violinschlüssel Violinschlüssel
Image Bassschlüssel Bassschlüssel

Hinter dem Notenschlüssel folgen in der Regel (außer bei den Tonarten C-Dur und a-Moll) die der Tonart entsprechenden Vorzeichen (Akzidenzien bzw. Erhöhungs- oder Erniedrigungszeichen). Pro gesetzten Zeichen erfolgt eine Erhöhung oder Erniedrigung um einen Halbtonschritt und so würde bei einem Vorzeichen aus C-Dur bei Erhöhung G-Dur oder bei Erniedrigung F-Dur. Wie viele Vorzeichen zu welcher Tonart gehören, lässt sich an einem Quintenzirkel ablesen oder der nachfolgenden Tabelle entnehmen. Erhöhungs- oder Erniedri­gungszeichen können aber auch zu Taktbeginn oder als Versetzungszeichen (Akzidenzien) vor einzelnen Noten notiert werden.
Versetzungszeichen gelten bis zu einem Auflösungszeichen oder bis zum Ende des Taktes, in dem diese notiert wurden, es sei denn ein Haltebogen erstreckt sich über einen Taktstrich hinweg, womit der nächste Takt mit eingeschlossen wird.
Keine Angst, es ist nicht erforderlich sich diese Tonarten mit ihren Tonleitern einzu­prägen, bei der Arbeit mit einer DAW sollte ein Einsteiger nur wissen, wo er diese finden könnte.

Von C-Dur und a-Moll abweichende Dur- und Moll-Tonarten:

G-Dur und e-Moll G-Dur
e-Moll
D-Dur und h-Moll D-Dur
h-Moll
A-Dur und fis-Moll A-Dur
fis-Moll
E-Dur und cis-Moll E-Dur
cis-Moll
H-Dur und gis-Moll H-Dur
gis-Moll
Fis-Dur und dis-Moll Fis-Dur
dis-Moll
Cis-Dur und ais-Moll Cis-Dur
ais-Moll
F-Dur und d-Moll F-Dur
d-Moll
B-Dur und g-Moll B-Dur
g-Moll
Es-Dur und c-Moll Es-Dur
c-Moll
As-Dur und f-Moll As-Dur
f-Moll
Des-Dur und b-Moll Des-Dur
b-Moll
Ges-Dur und es-Moll Ges-Dur
es-Moll
Ces-Dur und as-Moll Ces-Dur
as-Moll

Es gibt eine Vielzahl weiterer Zeichen und Symbole, die über, unter oder inner­halb der Notenlinien notiert werden können, von denen wir an dieser Stelle nur auf die wichtigsten Symbole verweisen möchten, da einige nie und andere kaum oder erst sehr viel später benötigt werden.

Zu den wichtigeren Notierungen gehört die Akkolade, denn diese wird uns häufiger begegnen und bisweilen werden wir diese selbst innerhalb einer DAW benötigen. So zum Beispiel, wenn wir die eigentlich mit der rechten und linken Hand auf einem Piano zu spielenden Noten in einer DAW ebenfalls innerhalb einer Spur vereinen möchten.
In diesem Fall könnten die mit der linken Hand zu spielenden Noten mit einem Bassschlüssel notiert werden und die mit der rechten Hand zu spielenden mit einem Violinschlüssel. Beides würde dann mit einer geschweiften Klammer als Akkolade zu­sammen­gefasst.
Wobei die Frage bleibt, ob eine Aufteilung in Spuren nicht sinnvoller ist, denn spätestens bei einfachen Dreiklang-Akkorden könnte es mit virtuellen Instru­menten Probleme geben. Zumindest eignete sich das musikalische Endergebnis bisher oftmals eher zur Nachvertonung alter Filmaufnahmen, in denen ein Geschwader viermotoriger Flugzeuge naht. Bei einer Aufteilung in Spuren ließe sich über Velocity, Volume, Filter und Einstellungen am Instrument einzeln mehr regeln.
Neben geschweiften Klammern werden eckige Klammern (gerade Klammern mit Ecken) ebenfalls als Akkolade bezeichnet, wobei mit letzteren Partituren für mehrere Instrumente oder Stimmen zusammengefasst werden. Doch diese werden in einer DAW immer auf mehrere Spuren verteilt und somit nicht benötigt. Letztendlich stellen wir eine Partitur durch das Arrangieren von virtuellen Instru­menten und den zugehörigen Spuren zusammen und spei­chern alles zusammen als Objekt ab.

Wichtig ist weiterhin eine sichere Unterscheidung von Bindebögen und Halte­bögen. Wurde in einem Notensystem ein Bindebogen (Legatobogen) notiert, sollten die Noten ohne hörbare Unterbrechungen gespielt werden.
Falls erforderlich, so kann ein Bindebogen innerhalb einer DAW durch Über­lap­pungen umgesetzt werden, wobei diese Überlappungen so kurz wie möglich sein sollten. Als Folge würde eine Note noch leise nachklingen, wenn bereits die nächste Taste angeschlagen wird.

Bindebogen Eingabe Bindebogen
Bindebogen / Eingabe in DAW

Wie bereits vermerkt, so hat es mit dem Haltebogen eine andere Bewandtnis als mit dem Bindebogen. Ein Haltebogen soll Noten gleicher Tonhöhe so mit­einander verbinden, dass diese wie eine Note ertönen, ohne dass die zweite Note neu angeschlagen wird. Bei der Arbeit mit einer DAW werden die Noten dazu einfach verlängert, selbst wenn die Verlängerung über Taktstriche hinweg geht.

Haltebogen Eingabe Haltebogen
Haltebogen / Eingabe in DAW

Was noch fehlt, um mit der Notierung von Noten in einem Notensystem los­legen zu können, ist noch eine Angabe zum Takt. Zwar lassen sich gelegentlich auch Noten­blätter ohne eine Taktangabe finden, erkennbar ist dieser dann nur an den Takt­strichen und Notenwerten, doch innerhalb einer DAW wird eine Angabe zum Takt erforderliche für Einstellungen benötigt.

Unterschied zwischen Melodie und Rhythmus

Ein Song besteht aus Tönen, die als Schallwellen unser Trommelfell erreichen und im Allgemeinen von unserem Gehirn als eine Melodie mit Rhythmus wahr­ge­nommen werden. Ob diese Wahrnehmung dann als angenehm empfunden wird oder als lästiger, die Ruhe störender Lärm, steht auf einem anderen Blatt. Doch was ist nun eigentlich der Unterschied zwischen einer Melodie und einem Rhythmus?

Eine Melodie ohne Rhythmus gibt es in der Natur praktisch nicht, die unter­schied­lichsten Rhythmen hingegen schon. Unser Herz gibt z.B. einen Rhythmus vor, kommt es aus dem Takt, benutzt der Mediziner für einen Laien unver­ständliche Fachbegriffe, meint jedoch letztendlich nichts anderes als Herz­rhyth­mus­störungen, bei denen unser Herz aus dem Takt kommt.
Weitere bekannte Beispiele lassen sich in der belebten Umwelt finden, wie das bekannte Trommeln von Spechten, für das sie sich einen Klangkörper mit guter Resonanz suchen. Nur wir empfinden dieses Trommeln nicht als sonderlich rhyth­misch, da ein Specht seine Trommelwirbel nicht in musikalische Takte gliedert, sondern eher in eigene. Würde er es tun, so könnte er z.B. im 3/4 Takt auf jeden etwas kräftigeren Schlag zwei gedämpftere Schläge folgen lassen.

Doch die erwähnten Beispiele stehen nur für einen Rhythmus, der noch keine Melodie ergibt. Eine Melodie wird erst daraus, wenn die Tonhöhen, Be­tonungen und Tonwerte einen Muster folgend verändert werden. Beispiele für Tonhöhen- und Tonwerteänderungen lassen sich ebenfalls finden. Wer z.B. in lauen Som­mer­nächten ab und an den Tönen einer Nachtigall lauscht, wird stetig erneut von deren Reper­toire über­rascht sein. Je nach Lebensalter soll eine Nachtigall zwischen 120 und 180 unter­schiedliche Strophen beherrschen.
Eine Änderung der Tonhöhen stellt somit für Nachtigallen kein Problem dar. Wir empfinden diesen natürlichen Gesang mehrheitlich als schön, dennoch wird aus diesem Gesang noch kein Song, weil eine Nachtigall andere Vorstel­lungen von einem sich rhythmisch wiederholender Takt hat und der Gesang deshalb nicht wirklich eine Melodie ergibt.

Wer nun ein erstes musikalisches Werk schreiben möchte, benötigt zuerst ein­mal einen Takt, wechseln könnte er diesen immer noch. Zu diesem Takt kommt später noch eine Tempoangabe (bpm) und um eine Melodie daraus entstehen zu lassen, Noten mit unterschiedlichen Notenwerten und Tonhöhen. Ab und an liest man statt Tonhöhen den Begriff Tonstufen, wer das noch auseinander­pfriemeln möchte, könnte auch gleich Musik studieren. Eine im Notensystem höher stehende Note steht nicht einen oder mehrere Töne höher, sondern halt eine oder mehrere Stufen auf einer (Ton-)Leiter höher.

Weiterlesen » Taktangaben und Betonungen
 

Fußnoten, Anmerkungen und Kommentare:

1, 2 Als digitale Audio Workstationen benutzen wir bisher nur MuLab von MuTools und ein Samplitude Music Studio von MAGIX.

Es sei angemerkt, MuLab ist in der Grundversion bisher als Freeware kostenlos erhältlich (Stand: 2017) und übersichtlicher aufgebaut, hat aber im Funktionsumfang weniger zu bieten als das Music Studio von MAGIX.

 

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