Wolkengold - Philosophisches und Wissenswertes
 

Der Lebenskreis: Die tägliche Routine

Routinehandlungen und ihre Spuren im Gedächtnis

Das Phänomen, dass die Zeit und letztendlich die Jahre mit zunehmendem Alter scheinbar immer schneller vergehen, hat unter anderem die israelische Psychologin Prof. Dinah Avni-Babad untersucht. Nach den von ihr durch­geführten Studien liegt die Ursache für dieses scheinbare Phänomen mit in der täglichen Routine von alternden Menschen begründet.
Sicherlich, auch bei Kindern gibt es ein gewisses Mindestmaß an täglicher Routine. Als Beispiel sei in diesem Zusammenhang der tägliche Weg zur Schule erwähnt, der an den Wochentagen zur täglichen Routine wird, doch während des Unterrichts bekommt ein Kind stetig neuen Stoff vermittelt und in der Freizeit erlebt ein Kind oftmals Neues. Letzteres vermutlich etwas mehr, wenn das Kind nicht zu den Stubenhockern gehört oder die meiste Zeit vor einem Computer verbringt. Mit zunehmendem Lebensalter bestimmt die Routine dagegen immer mehr das Leben eines Menschen.

Was der Mensch jedoch rein routinemäßig erledigt, dass bleibt kaum noch in der Erinnerung haften und hinterlässt keine nennenswerten Eindrücke und Spuren mehr in unserem Gedächtnis, wodurch die Wahrnehmung der Zeit beeinträchtig wird. Wer den größten Teil des Tages nur damit verbrachte, seit vielen Jahren gewohnte Handlungen auszuführen, wird oftmals an den Abenden nicht mehr auf Anhieb wissen, was er den lieben langen Tag über eigentlich erledigte oder an den Tagen zuvor. Die Wahrnehmung der Zeit scheint sich durch die tägliche Routine mit zunehmendem Alter ständig mehr zu verkürzen.
Um diesen Kreis der sich verändernden Zeitwahrnehmung zu durchbrechen, müsste ebenfalls die alltägliche Routine durchbrochen werden. Nur wer sein Leben oftmals auf den Kopf stellt und sich ständig neuen Erfahrungen aussetzt, könnte die Zeitwahrnehmung wieder dehnen. So in etwa ist zumindest die Meinung von Prof. Dinah Avni-Babad und ihrer Kollegin Ilana Ritov, wie in einer Ausgabe des Gesundheitsmagazins Apotheken Umschau zu lesen war. [1]

Einige eigene Anmerkungen zu den Ergebnissen der durchgeführten Studie. Die Routine schleicht sich mit zunehmendem Alter immer mehr in die Lebens­gewohnheiten der meisten Menschen ein. So vergeht ein Tag wie der andere im Lebenskreis und letztendlich ein Jahr wie das andere ohne nennenswerte Abwechslungen, neuen Herausforderungen und neuen Höhepunkten.
Unterbrochen wird diese Routine zwar von den jährlichen Höhepunkten, doch auch dabei sollte folgendes bedacht werden. Der 50. Geburtstag oder das 60. Weihnachten sind zwar immer noch Höhepunkte im Leben eines Menschen, doch diese Höhepunkte werden von Jahr zu Jahr selbst mehr oder weniger zu einer Art von Routine.

Dabei darf nicht unerwähnt bleiben, ein Durchbrechen der täglichen Routine ist oftmals alles andere als einfach. Der Mensch ist und bleibt ein Ge­wohn­heitstier und je älter er wird, umso weniger möchte der Einzelne lieb gewordene Ge­wohnheiten missen.

Weiterlesen › Lebenskreis » Die Maslowsche Bedürfnispyramide

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Anmerkung zu 1 Gesundheitsmagazin Apotheken Umschau - Ausgabe 10/2005 A | Der betreffende Artikel war im Web unter www.gesundheitpro.de/Nachgefragt ... erreichbar, scheint jedoch online nicht mehr zu existieren.

 

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